Am diesjährigen Markustag (Dienstag, 25. April 2023) haben sich zwölf Bürger der Großgemeinde Eichendorf – während Mesner Hans Held die Glocken der St.-Martins-Kirche läutete - gemeinsam auf den Weg gemacht, um betend das im Jahre 1820 anlässlich einer im Marktinneren tobenden Feuersbrunst abgegebene Versprechen der damaligen Eichendorfer Einwohner einzulösen.
Beginnend bei der St.-Martins-Apotheke am Marktplatz haben Pater Joshy, Alois Salzberger aus Jetzeneck und Klaus Ott aus Indersbach abwechselnd das Prozessionskreuz vorgetragen, während sich die kleine Schar der Gläubigen auf dem Geh- und Radweg über Badersdorf und Enzerweis in Richtung der Mutterpfarrei Dornach zu bewegte und miteinander den glorreichen Rosenkranz betete. Maria Weber sowie Ria und Matthias Salzberger aus Eichendorf und Konrad Rembeck aus Heimhart wechselten sich, unterstützt von den weiteren Pilgern, beim Vorbeten des meditativen Gebetes ab. Bei diesem wurde aus der Sicht der Mutter Jesu das Leben des Heilands betrachtet und anschließend für eine gute Ernte, um den Frieden und in den jeweils eigenen Anliegen der Pilger gebetet.
Beterinnen und Beter trotzen dem Aprilwetter
Dieses Jahr wurden den Betern besondere Fertigkeiten abverlangt, denn während die Perlen des Rosenkranzes durch die Finger glitten, mussten – Dank des buchstäblichen Aprilwetters – in kurzen Abschnitten immer wieder die Regenschirme aufgespannt und wieder geschlossen werden. Nachdem sich in Enzerweis ein paar Sonnenstrahlen den Weg durch die dunklen Wolken gebahnt hatten, hießen beim ehemaligen Schuster-Anwesen die vier Glocken der Dornacher Pfarrkirche St. Laurentius die Pilger festlich willkommen. Einige Gläubige hatten bereits im Gotteshaus ihren Platz eingenommen, als die Eichendorfer Bittgeher über den Vorplatz und den Friedhof zum Kirchenportal marschierten.
Wallfahrtsgelöbnis der Eichendorfer von 1820
Nach einer kurzen Verschnaufpause, während der Beate Kirschner-Schraufnagl aus Enzerweis den Mitfeiernden die historischen Hintergründe des Wallfahrtsgelöbnisses der Eichendorfer — das anlässlich einer Feuersbrunst im Jahre 1820 abgegeben worden war und auf einer Votivtafel im Presbyterium eindrucksvoll belegt ist — erklärte, eröffnete Pater Joshy die Heilige Messe, die im Gedenken an den Tagesheiligen, den Evangelisten Markus, gefeiert wurde. Eine Statue des Heiligen Markus, der wohl als erster Evangelist das Leben Jesu dokumentiert hatte und dem als Attribut der Kopf eines Löwen zu Füßen gelegt ist, ist übrigens am Hochaltar – links neben dem Tabernakel – des um 1500 errichteten spätgotischen Gewölbebaues zu bestaunen.
„Die Erde ist schön, es liebt sie der Herr.“
Den Altardienst während des Gottesdienstes übernahmen die Ministrantinnen Franziska Schraufnagl aus Enzerweis und Rebecca Altmann aus Eichendorf. Beate Kirschner-Schraufnagl trug die Lesung, in der vom „brüllenden Löwen“ die Rede war, und die Fürbitten vor. Die musikalische Gestaltung lag in den Händen von Organistin Lydia Schropp, die von kräftigem Volksgesang begleitet wurde und zum Schluss passender Weise „Die Erde ist schön…“ intonierte.
Im Anschluss an die Eucharistiefeier mit Kommunionempfang wurde gemeinsam der Wettersegen gebetet, ehe Pater Joshy den Schlusssegen spendete und allen einen guten Heimweg wünschte. Diejenigen Gläubigen, welche sich zu Fuß auf den Weg nach Dornach gemacht hatten, wurden – soweit keine Fahrgelegenheit organsiert worden war — von den anderen Gläubigen nach Hause chauffiert, wobei Gesamt-PGR-Vorsitzender Franz Ratzisberger als „Kreuzfahrer“ fungierte. So zeigte sich einmal mehr, dass im Pfarrverband Eichendorf gut und gerne zusammengeholfen wird.
Geheimtipp für Kunstinteressierte...
Eine Besonderheit sei allen Kunstinteressierten abschließend noch anempfohlen: In der Dornacher Pfarrkirche ist der Heilige Florian von Lorch (Oberösterreich) gleich zweimal zu sehen, und zwar, wie unser Bild zeigt, zum einen auf dem oben genannten Votivbild und zum anderen auf der gleichen Seite des Hochaltars, wo der Märtyrer und Patron der Feuerwehren samt Lanze und überquillendem Wasserkrug überlebensgroß als Statue dargestellt ist. Dass der Feuersbrunst seinerzeit Einhalt geboten wurde, mag schon deshalb nicht verwundern.
Text und Fotos: Ulrich Altmann