Die Gottesdienstbesucher waren schon gespannt, was sie am Aschermittwochabend (05.03.2025) in der Pfarrkirche St. Martinus erwartet. Die Ampel des Beichtstuhles - in dem Pater Jipson bis kurz vor Gottesdienstbeginn Platz genommen hatte, um das Sakrament der Versöhnung zu spenden - leuchtete grün bzw. rot und das Presbyterium war - der liturgischen Farbe der Fastenzeit entsprechend - mit weichem violetten Licht beleuchtet.
Wo sonst der Heilige Martin, der Patron der Pfarrkirche — hoch zu Ross, mit seinem Schwert den Mantel teilend für den beinamputierten Bettler, der hoffnungsvoll zu seinem Wohltäter aufblickt ‑, im Blatt des Hochaltars zu sehen ist, war nun ein anderes Kunstwerk zu sehen: Das Fastentuch, das die Künstlerin Romy Hanauer aus Galgweis gestaltet und den Eichendorfern geschenkt hat. Nach dem Kreuzzeichen begrüßte Pater Joshy seine Gemeinde zum Gottesdienst ganz herzlich. Es war ihm sichtlich eine große Freude, den zahlreichenden Mitfeiernden zusammen mit Pater Jipson und Gemeindereferentin Gertraud Dickgießer das neugeschaffene Kunstwerk in Anwesenheit von Romy Hanauer präsentieren zu dürfen.
Neues Kunstwerk ziert die Pfarrkirche
Das mehrteilige Kunstwerk aus bunt bemalter Leinwand und violettem Stoff verdeckt während der Fastenzeit — in der das Allerheiligste seinen Platz im quaderförmigen Tabernakel in der Sebastianikapelle einnimmt — einen Teil des Sockels des wohl um die Mitte des 18. Jahrhunderts geschaffenen Hochaltares, das Altarblatt und den dortigen Tabernakel. Es wächst gewissermaßen aus dem Teil des Fastentuches hervor, das den Volksaltar säumt. Passend dazu hat die aus Enzerweis stammende Künstlerin, die eine geborene Dullinger ist, auch eine Umhüllung für den Ambo entworfen und umgesetzt. Nach der von Gertraud Dickgießer vorgetragenen Lesung aus dem Buch des Propheten Joël, die das Grundanliegen der Schrift — Buße und Umkehr Israels zu seinem Gott — zum Ausdruck brachte, verkündete Pater Jipson das Matthäusevangelium, in dem die drei zentralen Werke der Frömmigkeit (Almosengeben, Beten, Fasten) ausformuliert werden. Diese drei „Frömmigkeitsübungen“ standen im Zentrum der pharisäischen Lehre. Jesus griff sie auf, zeigte jedoch auf, wie er sich deren Ausübung vorstellt: Es gehe um die innere, die verborgene Einstellung, die bei Gott zähle und von ihm auch belohnt werde.
Fastenempfehlungen für jeden Wochentag
„Heute, am Aschermittwoch, beginnt im Kirchenjahr ein längerer Weg. Über sechs Wochen dauert er. Er beginnt mit dem heutigen Aschermittwoch und endet mit dem Osterfest. Er beginnt mit dem Zeichen des Aschenkreuzes und endet mit dem Osterfeuer!“, startete Pater Joshy seine Predigt. Irgendwo zwischen diesen beiden Symbolen sei der Mensch angesiedelt: Irgendwo zwischen Asche und Feuer, zwischen Tod und Leben. Der Prediger lud die Gläubigen in dieser Fastenzeit — zwischen Asche und Feuer — zu einem siebentägigen mentalen Fasten ein, das in zwei Schritten geschehe: Im Alltagsleben etwas zu entgiften oder loszulassen und darauf etwas Gutes aufzubauen, jeden Tag in der Woche „ein bisschen“ zu fasten. So hatte er für jeden Tag der Woche eine konkrete Fastenempfehlung: Jeden Montag solle man in Gedanken fasten, an den Dienstagen mit den Augen, am Mittwoch mit den Ohren, an den sieben Donnerstagen mit dem Mund, jeden Freitag mit dem Herzen, an den Samstagen mit den Händen und schließlich jeden Fastensonntag mit den Füßen. In seiner griffigen und zugleich bewegenden Ansprache erklärte der Pfarradministrator ganz plastisch, wie das gehen kann, damit jede und jeder — nach sieben Wochen mit jeweils sieben Tagen — an Ostern mit Christus auferstehen kann. „Dies wünsche ich Dir und mir für diese Fastenzeit!“, schloss Pater Joshy seine Predigt.
Aschenauflegung
Anschließend ließen sich die Gläubigen von ihrem Pfarradministrator und ihrem Pfarrvikar — gesanglich begleitet von Lydia Schropp auf der Orgelbank und ihrer Mutter Christa Wimmer, die gemeinsam die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes innehatten — die Asche auflegen und mit dem Kreuz bezeichnen, bevor Gemeindereferentin Gertraud Dickgießer eine Meditation zum Thema „Umkehr“ vortrug. Nach der gemeinsamen Eucharistiefeier mit dem Schlusssegen bat Pater Joshy die Künstlerin Romy Hanauer, die den Gottesdienst mitgefeiert hatte, zu ihm in den Altarraum. Sie erzählte von ihren Gedanken zu dem von ihr geschaffenen Fastentuch, das — passend zu dem von Papst Franziskus ausgerufenen Heiligen Jahr 2025 — einen „Weg der Hoffnung“ zeigt und wie es dazu gekommen ist, dass sich die Eichendorferinnen und Eichendorfer nun über ihr Kunstwerk und die Handschmeichler, die sie mit hoffnungsvollen Bibeltexten kunstvoll beschriftet hat, freuen dürfen.
Neues Fastentuch zeigt einen Weg der Hoffnung
Die faszinierten Anwesenden spendeten der Künstlerin, der Pater Joshy als kleines „Dankeschön!“ für die angenehme und unkomplizierte Zusammenarbeit und ihre großzügige Spende ein Präsent überreichte, einen langanhalten Applaus. Im sonst abgedunkelten Kirchenraum wurde das Fastentuch, das dazu einlädt, als „Pilger“ die Spuren der „Hoffnung“ auf seinem bunten und vielfältigen Weg durchs Leben zu entdecken, dann mit warmweißen und violetten Strahlern beleuchtet und von Pater Joshy und Gertraud Dickgießer auch gedanklich unter die Lupe genommen. Dabei gingen die beiden — immer die Hoffnung im Blick — auf die einzelnen Farben und Symbole, die Romy Hanauer in über 30 Stunden künstlerischen Schaffens bei der Gestaltung verwendet hat, und deren Bedeutung ein. „Mit diesem Fastentuch laden wir Dich ein, zur Ruhe zu kommen und weiteren ‚Spuren der Hoffnung‘ in Deinem Leben nachzuspüren, um als ein ‚Pilger der Hoffnung‘ unterwegs sein zu dürfen!“, entließ Pater Joshy die Gottesdienstgemeinde in den späten Abend.
Meditationstexte zum Fastentuch liegen bereit
Während der Fastenzeit sind alle, die wollen, ganz herzlich in die Pfarrkirche St. Martinus eingeladen, um das Fastentuch zu betrachten, zu beten und zu meditieren. Als kleine Hilfestellung liegen vor der Marienstatue Texte zum kostenlosen Mitnehmen auf. Außerdem kann man die Gedanken, die Pater Joshy und Gertraud Dickgießer zum Fastentuch vorgetragen haben, auf einem Manuskriptständer in der Nähe des Ambos in Ruhe nachlesen und auf sich wirken lassen. Zudem sind alle eingeladen, zumindest solange der Vorrat reicht, sich einen der unter der Kanzel präsentierten Hanauer’schen Handschmeichler auszuwählen und gegen eine Spende in den Opferstock im Lichterort, die der Pfarrkirche zugute kommt, mit nach Hause zu nehmen. Pater Joshys Dank galt neben der Künstlerin und allen anderen, die den Gottesdienst mitgestaltet hatten, dem Kirchenpfleger Albert Steinhuber, Gesamt-Pfarrgemeinderatsmitglied Sebastian Albert aus Hartkirchen und den Eheleuten Stephanie und Uli Altmann, die ihn zu viert bei der Umsetzung seiner „Fastentuch-Idee“ in die Praxis tatkräftig unterstützt haben.
Bericht und Fotos: Ulrich Altmann