Knapp zwei Stunden nach seiner Ankunft in Eichendorf, das heuer „950 Jahre erstmalige urkundliche Erwähnung“ feiert, ging es für Bischof Stefan am vergangenen Freitag (02.05.2025) dann vom AWO Seniorenheim St. Martin in der Landauer Straße (wir berichteten) weiter in das im Gesundheitszentrum liegende Haus ANNA, das die Region Niederbayern in Eichendorf seit der Eröffnung im September 2023 als erstes teilstationäres Kinderhospiz versorgt.
Das Haus ANNA Eichendorf, dem Dr. Oster bereits vor kurzem einen Besuch abgestattet hatte und das — wie auch das Seniorenheim St. Martin — gut mit der katholischen Kirche vor Ort zusammenarbeitet, fungiert als Ort der Entlastung im Alltag für Familien mit lebensbedrohlich oder lebensverkürzend erkrankten Kindern und Jugendlichen. Bereits so kurze Zeit nach der Eröffnung des Pilotprojekts können viele betroffene Familien versorgt werden. Christine Bronner, die zusammen mit ihrem Ehemann Florian die Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München (AKM) gegründet hat, Hausverwaltungsleiterin Astrid Kantner, Landtagsabgeordnete Dr. Petra Loibl sowie Bürgermeister Josef Beham bereiteten dem Passauer Oberhirten, seinem Büroleiter Thomas Weggartner, Pater Joshy Pfarradministrator Pater Joshy und dem Bischofschauffeur Roland Kickinger im Foyer einen herzlichen Empfang.
Mit Blick auf Vilsauen wurde Maiandacht gefeiert
Auf der großen Loggia im Obergeschoss des Hauses, die am „Raum der Stille“ anschließt und von der aus sich ein herrlicher Blick in die Vilsauen bietet, wartete bereits Valentin Haberl mit seinem Bruder Laurenz und seiner Mama, um Bischof Stefan am E‑Piano musikalisch zu begrüßen. Gemeinsam mit dem Empfangskomitee, einem Teil des Pflegeteams mit der Pflegedienstleitung, den Patienten des Hauses ANNA und Gästen aus der benachbarten — ebenso in der Eichenstraße gelegenen — Seniorenvilla feierte Dr. Oster eine Maiandacht — die erste im Kinderhospiz überhaupt. Der Herr Bischof konnte getrost in der Runde Platz nehmen, da Gemeindereferentin Gertraud Dickgießer bereits alles dafür vorbereitet hatte. Eine Marienfigur und eine Schmuckausgabe der Einheitsübersetzung bildeten auf einem runden blauen Tuch den Mittelpunkt des Geschehens. Nachdem Bischof Stefan die Andacht mit dem Kreuzzeichen eröffnete, waren alle eingeladen, dem Leben der Heiligen Maria mit dem Hör‑, dem Seh- und dem Tastsinn nachzuspüren.
Marias Leben mit allen Sinnen nachgespürt
Zunächst las Gertraud Dickgießer aus der Bibel die Verse aus dem Lukasevangelium vor, in denen davon erzählt wird, wie die künftige Mutter Gottes einen ganz besonderen Besuch bekommt: vom Erzengel Gabriel, der ihr eine ganz besondere Botschaft bringt. Dazu strich Maria Dickgießer über die Saiten des Monochords und damit diesem und auch einem kleinen Patienten wohlklingende Töne entlockte. Johanna Hendlmeier stellte dazu eine Engelsfigur in die Mitte. Eine Babypuppe, die das Jesuskind im Stall von Bethlehem darstellte und auch dort ihren Platz finden sollte, wurde von einer jungen Patientin des Hauses für den Rest des Tages adoptiert und war dort in guten Händen. Nach und nach füllte sich das dunkelblaue Tuch mit Gegenständen, und zwar mit einer Schale voller intensiv duftendem Rosenöl, in das die Mitfeiernden einen Finger tauchen durften, um nachzuspüren, wie Jesus Menschen geheilt hat, dem gläsernen Kreuz des Hauses ANNA, einem goldgelben Chiffontuch, das die Kinder berühren durften und das symbolisch für die Ostersonne stand, und damit dafür, dass Jesus auferstanden ist und lebt, einer Kuschel-Feuerflamme (Maria und die Freude Jesu empfangen den Heiligen Geist), die von den Kindern betastet wurde — dazu ließ Johanna Hendlmeier mit zwei mittelgroßen Becken das pfingstliche „Sturmesbrausen“ hörbar werden.
Von der Liebe und der Hoffnung
Schließlich hatte Gertraud Dickgießer einen blauen Mantel als Zeichen dafür, dass Maria die Menschen wie eine Mutter beschützt, mit im Gepäck, in den sich die Kinder einhüllen lassen durften. Bischof Oster, der sich während des Geschehens und von den Gedanken dazu inspirieren ließ, sprach dann in seiner offenen, spontanen und herzlichen Art über seine Liebe zu Maria und ihrem Sohn, die spürbare Liebe, die von Menschen an Orten wie dem Haus ANNA den Mitmenschen geschenkt wird und den Unterschied zwischen Optimismus und Hoffnung, die viel tiefer geht und auch dann noch trägt, wenn alles aussichtslos erscheint. Natürlich durfte auch ein Oster-Witz nicht fehlen, der von Jona und dem Walfisch sowie den Glaubensüberzeugungen des kleinen, aber schon bibelfesten Maxis und seiner ausnahmslos „vernünftigen“ Biologielehrerin handelte und die Anwesenden herzhaft lachen ließ.
„Segne du, Maria!“
Zum Schluss der wirklich kindgerechten Maiandacht, die auch den Erwachsenen zu Herzen ging, lud Bischof Oster Jung und Alt dazu ein, mit ihm das Vaterunser zu beten und die Mutter Jesu mit einem „Ave Maria!“ zu grüßen, bevor der Salesianer Don Boscos besonders die Kinder und Jugendlichen segnete, Gertraud Dickgießer an der Harfe das „Segne du, Maria!“ anstimmte und Valentin Haberl die Gäste — entsprechend seiner Ankündigung — „beim Auszug hinausspielte“. Anschließend bestand bei einem kleinen Imbiss noch die Möglichkeit, mit dem Bischof aus Passau und seinen Begleitern ins Gespräch zu kommen bzw. weiter im Gespräch zu bleiben, wovon rege Gebrauch gemacht wurde.
Zur Jubiläumsmaiandacht kommt der Bischof erneut nach Eichendorf
Der einhellige Wunsch, dass der volksnahe Bischof aus der Dreiflüssestadt den Pfarrverband Eichendorf bald wieder besucht, wird sich schon in Kürze erfüllen: Zur zentralen Jubiläumsmaiandacht, die am Sonntag, 25.05.2025, beginnend um 19.00 Uhr — im Anschluss an den um 17.00 Uhr am Eichendorfer Rathaus startenden Marktrundgang zu historischen Plätzen — an der Mariensäule auf dem Marktplatz gefeiert wird und zu der auch die ganze Bevölkerung wieder herzlich eingeladen ist, kommt der Passauer Oberhirte wieder ins niederbayerische Vilstal. Beim Stehempfang im Postsaalinnenhof, der sich der Jubiläumsmaiandacht anschließt, wird ebenfalls wieder für alle die Möglichkeit bestehen, dem Bischof zu begegnen und sich mit ihm über Gott und die Welt auszutauschen.
Bericht und Fotos: Ulrich Altmann