Die Geißkopfsänger aus Deggendorf hatten für Sonntag, 04.05.2025, zu einer Volksmusikalischen Maiandacht in die Eichendorfer Pfarrkirche Sankt Martinus eingeladen. Bereits eine Dreiviertelstunde zuvor - währenddessen sich die elf Männer in der Sakristei warmgesungen und -gespielt hatten - trafen bereits die ersten Gäste ein.
Der Blumenschmuck, den Wilma Scharnagl vom gleichnamigen Eichendorfer Blumenparadies zusammen mit ihrer Tochter Juliane Janker für die Erstkommunion am Weißen Sonntag mit höchstem floristischem Feingefühl arrangiert hatte und von Mesnerin Stephanie Altmann kurzerhand passend beim Marienaltar zusammengestellt worden war, hob die lebensgroße Marienstatue — ein Werk des Bildhauers Wilhelm Prix aus Hengersberg, das im Jahre 1957 nach dem Vorbild der barocken Mutter Gottes aus dem damaligen Eichendorfer Krankenhaus geschaffen wurde — noch einmal besonders hervor. Die Kirchenbesucher, unter denen sich auch der Heimatpoet Hans Riederer aus Enzerweis befand, waren begeistert von der Andacht zu Ehren der Mutter Jesu, die Sprecher Hans Ebner pünktlich um 16 Uhr mit dem Kreuzzeichen eröffnete. Der mehrstimmige Männerchor, der sich vor dem Presbyterium aufgestellt hatte, wurde bei den musikalischen Teilen der Maiandacht instrumental von Natalie Sandweger (Steirische Harmonika), Elisabeth Hofmann (Gitarre und Flöte), Alois Göppel (Akkordeon) und Martin Ertl (Gitarre) unterstützt, wobei auch rein instrumentale Stücke dargeboten wurden und zur Besinnung einluden.
Warum eine junge Frau das „Segne Du, Maria!“ schrieb
Einen inhaltlichen Schwerpunkt bildeten die Stationen des Lebens von Cordula Wöhler, die den Text des im deutschen Sprachraum verbreiteten Kirchenliedes „Segne Du, Maria!“ verfasst hatte. Sie erblickte am 17.06.1845 im mecklenburgischen Malchin als älteste Tochter des evangelisch-lutherischen Theologen (Johann) Wilhelm Wöhler (1814 – 1884), zur Zeit ihrer Geburt Schulrektor in der mecklenburgischen Landtagsstadt Malchin, später Pastor von Lichtenhagen bei Rostock, und dessen Ehefrau Cordula, geborene Banck (1822 – 1900), Kaufmannstochter aus Stralsund, das Licht der Welt. Nachdem der Vater 1856 die Pfarrstelle in Lichtenhagen angetreten hatte, entdeckte Cordula in einem abgelegenen Winkel der Dorfkirche Lichtenhagen eine Pietà aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Sie war von dieser Skulptur so beeindruckt, dass sie auf der Basis dieser Begegnung eine Marienfrömmigkeit entwickelte. Im August 1864 bereiste Cordula Wöhler mit ihrer Familie Thüringen, Bayern, Tirol und die Schweiz. Hier erlebte das Mädchen erstmals selbst den katholischen Gottesdienst, der nach eigenem Bekunden wegen seiner Pracht und Sakralität „großen Eindruck“ auf sie machte. Sie trat daraufhin in einen langen Briefwechsel mit Professor Alban Stolz ein. Nach einem erneuten Urlaubsaufenthalt mit den Eltern 1868 in Süddeutschland entschloss sich die junge Frau zum katholischen Glauben zu konvertieren. Im März 1869 wurden die Eltern darauf aufmerksam und es kam zu heftigen Kontroversen mit ihnen. Mit 25 Jahren teile Cordula Wöhler ihren Eltern den definitiven Entschluss zum Glaubenswechsel mit. Diese warfen sie daraufhin aus dem Haus, da sie als Katholikin nicht länger in einem evangelischen Pfarrhaus wohnen könne. Die Tochter kehrte nie wieder nach Mecklenburg zurück. Unter dem Eindruck dieser tragischen persönlichen Ereignisse verfasste Cordula Wöhler damals eine Gebetshymne an Maria, zu der sie vertrauensvoll ihre Zuflucht nahm. So entstand am 31.05.1870 ihr berühmtestes Gedicht Segne du, Maria, das Karl Kindsmüller (1876 – 1955), ein niederbayerischer Lehrer, Kirchenmusiker und Komponist zahlreicher geistlicher Lieder, später vertonte. Besonders ihre intensive Liebe zu Maria und der Katholischen Kirche, die sie in ihren Kinder- und Jugendjahren entwickelte, kamen in den von ihr geschaffenen überaus ansprechenden Texten zum Ausdruck.
Spenden für Haus ANNA gesammelt
Die Mitfeiernden waren zum Schluss der Andacht eingeladen, sich von ihren Plätzen zu erheben und das wohl volkstümlichste aller Marienlieder aus der Feder Cordula Wöhlers kräftig mitzusingen. Der Eintritt zu dieser besonderen Maiandacht war frei, aber die Sänger rund um den gebürtigen Eichendorfer Günther Pammer baten um Spenden für das teilstationäre Kinderhospiz Haus ANNA Eichendorf. Nach der knapp einstündigen Volksmusikalischen Andacht freute sich Günther Pammer den Spendenbetrag von 576 Euro an Alexandra Santl vom Fundraising Haus ANNA übergeben zu können. Sprecher Hans Ebner dankte schließlich noch den Verantwortlichen der Pfarrei Eichendorf ganz herzlich dafür, dass sie den Geißkopfsängern auch heuer die Pfarrkirche Sankt Martinus für die Feier der Volksmusikalischen Maiandacht wieder kostenlos zur Verfügung gestellt haben und stellte in Aussicht, dass die Geißkopfsänger auch im kommenden Jahr wieder eine Andacht zu Ehren der Schutzfrau Bayerns in Eichendorf gestalten wollen.
Bericht und Fotos: Ulrich Altmann