
Gut zwei Gehminuten bzw. 140 Meter sind es vom Marienheim in der Landauer Straße 35 zur Mietwohnung in der Landauer Straße 38, die Pater Jipson Perumpuzhakadavil, der neue Pfarrvikar im Pfarrverband Eichendorf, Anfang November 2023 beziehen wird.
Nach dem Umzug des vormaligen Pfarrvikars Pater Robert in den Pfarrverband Hutthurm sind noch einige Möbelstücke, Vorhänge und Lampen in der bisherigen Kaplans- bzw. Pfarrvikarswohnung verblieben, die nun zur neuen Wohnstätte von Pater Jipson zu transportieren waren. Der Eichendorfer Pfarradministrator Pater Joshy wusste natürlich, dass er sich auf seine Helferinnen und Helfer verlassen kann. Schnell haben sich auf seinen Aufruf hin kurzfristig etliche Freiwillige aus den Kirchenverwaltungen Eichendorf und Dornach und aus dem Gesamt-Pfarrgemeinderat gemeldet, um tatkräftig mit anzupacken.
Freiwillige aus Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat halfen beim Umzug
Treffpunkt für die Umzugsaktion war am Samstag, 28. Oktober 2023, das sogenannte Marienheim, eine ehemalige „Kinderbewahranstalt“, die in unmittelbarer Nähe des Kinderlandes Arche Noah gelegen ist. So standen pünktlich um 8.00 Uhr in der Früh etliche Großraum-Pkws, ein Anhänger sowie ein großer Transporter vollbetankt und einsatzbereit auf dem Parkplatz vor der vormaligen Kaplanswohnung. Zunächst wurde von den beiden Geistlichen, die — Gott sei Dank — die gleiche der drei indischen Landessprachen sprechen, festgelegt, welche Einrichtungsgegenstände von A nach B zu transportieren sind. Innerhalb kürzester Zeit waren die großen Möbelstücke und Lampen sorgsam zerlegt, auf den Vorplatz gebracht und in bzw. auf die Transportfahrzeuge verladen worden, ehe sie unweit des E‑Werks wieder abgeladen, in die Obergeschosswohnung getragen und dort wieder aufgebaut wurden.
Indisches Essen als Dankeschön
Im Anschluss an den schweißtreibenden Teil der Umzugsaktion ließ es sich die Mutterpfarrei Dornach nicht nehmen, ihrer Tochterpfarrei finanziell unter die Arme zu greifen und sponserte resche Brezen, frische Wiener und alles, was sonst noch dazugehört, damit sich die Möbelpacker, ‑ab und ‑aufbauer, Schreiner, Elektriker etc. nach getaner Arbeit und einem gemeinsamen Tischgebet gebührend stärken konnten. Als kleines Dankeschön für die große Hilfe luden Pater Joshy und Pater Jipson die Helferinnen und Helfer anschließend für Mittwoch, 22. November 2023, in das in der Pfarrgasse gelegene Pfarrhaus ein. Dort werden die beiden indischen Geistlichen ihre Kochkünste unter Beweis stellen und ein landestypisches Essen zubereiten.
Pater Jipson stellt sich im Newsletter vor
Übrigens: Pater Jipson (dessen Name „Jipsn“ ausgesprochen wird) wird sich in der nächsten Print-Ausgabe des Pfarrbriefes bzw. im Newsletter des Pfarrverbandes, der zu Beginn des neuen Kirchenjahres zum ersten Mal erscheinen wird, vorstellen. Seit kurzem besteht auch die Möglichkeit, den Newsletter ganz einfach auf der Homepage des Pfarrverbandes zu abonnieren. In der ersten Zeile der Startseite „NEWSLETTER“ anklicken, E‑Mail-Adresse eingeben, Datenschutzbedingungen akzeptieren und absenden. Dann nur noch in der postwendend versandten E‑Mail die Anmeldung bestätigen. Das war’s!
Historische Informationen zum Marienheim
„Wir bauen hier so feste und sind doch fremde Gäste!“,
so steht es in alten Lettern am Eichendorfer Marienheim geschrieben. Diese nachdenklich stimmenden Worte wurden, wenn man der Aufschrift Glauben schenken darf, bereits 1912 zur Landauer Straße hin am Dachgeschoss der prächtigen Villa mit dem markanten Erker aufgepinselt.
Die ehemaligen Müllers- und Elektrowerksbesitzerseheleute Andreas und Maria Stögmüller errichteten dieses Gebäude im Jahre 1912. Am 4. November 1918 folgte Maria Stögmüller ihrem bereits zwei Jahre zuvor verstorbenen Ehegatten nach. Da das Ehepaar kinderlos geblieben war, hat es sich entschieden, das Haus und Vermögen dem Mutterhaus der Armen Franziskanerinnen in Mallersdorf zu vermachen, jedoch mit der Auflage, dass in diesem Haus eine „Kleinkinderbewahranstalt“ errichtet wird und zwei Schwestern zur ambulanten Krankenpflege im Hause Aufnahme finden. Außerdem waren die über 30 Legate nach den Bestimmungen des Testaments hinauszubezahlen.
Pfarrer Alois Härtlmayr, der auch der 1. Vorsitzende des am 19. Mai 1910 mit dem Ziel der Errichtung eines Krankenhauses gegründeten „Krankenhaus-Vereins Eichendorf“ war, berichtete am 16. Mai 1919 unter anderem an das Bischöfliche Ordinariat: „Die Kinderbewahranstalt ist für Eichendorf eine Notwendigkeit. Die hiesige Bewohnerschaft, besonders auch die sonst verhetzte Arbeiterschaft kennt den Segen einer solchen Anstalt ein und hat sich ausnahmslos bereit erklärt ihre Kinder der Anstalt zuzuführen. Beabsichtigt ist auch noch eine eigene Handarbeitsschule zu errichten, die ebenfalls Mallersdorfer Schwestern leiten sollen. In der Villa befinden sich […] bereits 2 Schwestern […], welche die ambulante Krankenpflege hier und in Adldorf ausüben. Zu diesem Zweck wurde am 11. April 1919 ein eigener Verein für ambulante Krankenpflege errichtet (eingetragener Verein). Demselben sind bis jetzt 252 Mitglieder beigetreten mit einem Mindestbeitrag von jährlich 4,– DM.“
Diese Informationen entstammen dem Artikel über das Wirken der Mallersdorfer Schwestern in Eichendorf (verfasst von Hildegard Hartl) in „100 Jahre Pfarrei Eichendorf — Festschrift herausgegeben im Jubiläumsjahr 1996 vom Pfarramt Eichendorf“. Dort gibt es noch jede Menge Interessantes über die wechselvolle Geschichte des Marienheimes nachzulesen.
Bericht und Fotos: Stephanie Altmann