Prof. Dr. Manuel Schlögl war von 2007-2009 Kaplan im Pfarrverband Eichendorf und ist nun Professor für Dogmatik und Ökumenischer Dialog an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie. In diesem Jahr zelebriert er in der Pfarrei Dornach die Osternacht. Im Folgenden lesen Sie seine Osterbotschaft für unseren Pfarrverband.
Liebe Gläubige im Pfarrverband Eichendorf!
Seit meine Eltern älter werden, schlagen sie die Tageszeitung als erstes hinten auf – dort, wo die Todesanzeigen stehen. Immer wieder sind Bekannte, ehemalige Mitschüler oder Arbeitskollegen darunter. Da wird einem die eigene Endlichkeit bewusst, denn irgendwann wird auch unsere Todesanzeige in einer Zeitung stehen. Gleich, welche gesellschaftliche Stellung, welchen Besitz, welche Erlebnisse ein Mensch hat – sein Leben wird vom Tod durchkreuzt.
Das Kreuz wurde zum „Baum des Lebens“
Das Osterfest lädt uns ein, nicht bei den Todesanzeigen stehen zu bleiben, sondern weiter zu blättern, über die Endlichkeit unseres irdischen Lebens hinauszuschauen in jene Zukunft, die uns Gott in der Auferweckung Jesu eröffnet hat.
Jesu eigenes Leben wurde ja vom Tod durchkreuzt. Aber sein Kreuz ist, wie es viele Lieder und Gebete zum Karfreitag ausdrücken, zu einem „Baum des Lebens“ geworden. Das scheinbar tote Holz der Kreuzesbalken begann einer alten Legende zufolge wieder zu wachsen und zu grünen.
Jesus hat dem Tod die „Macht“ genommen
Dieses Bild aus der Natur will uns den Sinn des Osterfestes erschließen. Was scheinbar dem Tod gehört, wird befreit und lebt wieder auf. Das gilt für Lebenssituationen, die uns belasten, und für das Leben als Ganzes. Jesus hat durch sein Vertrauen auf den Vater und die Grenzenlosigkeit seiner Liebe dem Tod die „Macht“ genommen, sagt der Apostel Paulus. Der Tod ist nicht verschwunden, aber er hat nun einen Ausgang, er muss die Menschen freigeben und zu Gott gehen lassen. Der Tod ist vom Leben durchkreuzt!
Der Tod ist vom Leben durchkreuzt
Ich wünsche Ihnen, dass Sie bei der Mitfeier der Kar- und Ostertage, beim Besuch Ihrer Lieben auf dem Friedhof, denen Sie das Licht der Osterkerze bringen, oder beim Gang durch die aufblühende Natur nicht an die Todesanzeigen denken, sondern an das Buch des Lebens, in dem unsere Namen eingeschrieben sind und in dem am Osterfest eine neue Seite aufgeschlagen wird. Mitten in den Sorgen, Einschränkungen und Kriegen, die dieses Jahr belasten, dürfen wir hören und glauben: der Tod ist vom Leben durchkreuzt.
Ein gesegnetes Osterfest wünscht Ihnen und Ihren Familien
Prof. Dr. Manuel Schlögl