Im Bibelkreis wird immer das Evangelium des kommenden Sonntags gelesen und besprochen, so können sich die Teilnehmer noch leichter und aus vielen Perspektiven auf die Mitfeier des Sonntagsgottesdienstes vorbereiten und noch mehr aus den Worten Jesu und der Predigt schöpfen. Gemeindereferentin Gertraud Dickgießer freute sich darüber, dieses Mal ein halbes Dutzend Bibelteiler in der Pfarrgasse 10 begrüßen zu dürfen. Nach dem Kreuzzeichen, einem gemeinsamen Lied, das Gertraud Dickgießer auf der Gitarre begleitete, und einem gemeinsamen Gebet um die Bereitschaft, Augen, Ohren, Herz und Hände zu öffnen, widmeten sich die Anhänger der Frohen Botschaft den Versen 33b bis 38 aus dem 18. Kapitel des Johannesevangeliums. An diesem Abend näherten sich die Teilnehmer dem Schrifttext, der ein Ausschnitt des Prozesses Jesu vor Pilatus mit der Methode der so genannten „Lecitio Divina“, wie sie z. B. in der Passauer Sonntagsbibel vorgeschlagen ist.
„Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege.”
Dabei wurde der Gruppe wieder bewusst, dass Jesus nach dem Verhör durch den Hohepriester Kajaphas und dessen Schwiegervater Hannas an den Statthalter Pontius Pilatus (26−36 n. Chr.) ausgeliefert wurde, weil das Recht zur Verhängung einer Todesstrafe in römischer Hand lag. Die eingangs im Evangelium gestellte Frage, ob Jesus der „König der Juden“ sei, hat für Pilatus eine rein politische Dimension. Wer sich die Königswürde in diesem Sinne anmaßt, hat in römischen Augen ein todeswürdiges Verbrechen begangen. Mit der historischen Brille betrachtet liegt hier der Grund für die Verurteilung Jesu. Dass das Königtum Jesu „nicht von dieser Welt“ ist und mit weltlicher Macht wenig zu tun hat, konnte Pilatus — wie wahrscheinlich auch viele Anhänger Jesu, die auf ihren Herrn real-politische Messiashoffnungen gesetzt hatten — nicht begreifen. Die Teilnehmer tauschten sich unter anderem auch darüber aus, dass das Hochfest Christkönig, das offiziell erst 1925 eingeführt worden ist, den Christen gerade in den Zeiten der Nazi-Herrschaft die Gelegenheit gab, ihre Ablehnung gegen das Regime auszudrücken. Der Bibelabend wurde mit gemeinsamen Gebeten abgerundet.
Das erste Treffen des Bibelkreises im neuen Kirchenjahr...
…findet am Freitag, 20.12.2024, — wie üblich — beginnend um 19.00 Uhr, im Pfarrzentrum statt. Dieses Treffen, das sich dem Evangelium des 4. Adventsonntags (Lukas 1,39−45) widmet, wird dann der Magister theologiae Simon Peterhans aus Dornach leiten. Von ganz jung bis ganz alt sind alle dazu wieder recht herzlich eingeladen.