Kirche vor Ort

Auftaktabend der Bischöflichen Visitation

Pfarrverband Eichendorf am 02.11.2022

Auftaktabend Visitation Foto: UA
Auftaktabend der Bischöflichen Visitation

Im Anschluss an den gemeinsamen Gottesdienst (wir berichteten) waren alle zum zweiten Teil des Auftakt- und Pfarrverbandsabends in das Eichendorfer Pfarrzentrum eingeladen.

Der Bischöf­li­che Visi­ta­tor Msgr. Dr. Hans Bau­ern­feind begrüß­te die Anwe­sen­den dort zusam­men mit der Mode­ra­to­rin des Abends, Bri­git­ta Necker­mann-Lipp, und dem bischöf­li­chen Visi­ta­ti­ons­se­kre­tär Mar­kus Sturm. Natür­lich waren auch die Haupt­amt­li­chen des Pfarr­ver­ban­des voll­zäh­lig vor Ort, also Pater Jos­hy Kan­ji­ratham­kun­nel, Pfarr­vi­kar Pater Robert Phi­lo­min­raj, Pas­to­ral­as­sis­ten­tin Eli­sa­beth Eibl, Gemein­de­re­fe­ren­tin Ger­traud Dick­gie­ßer sowie die Pfarr­se­kre­tä­rin­nen Fine Weber und Andrea Eibl. Ins­ge­samt waren der Ein­la­dung in das Pfarr­zen­trum gut 80 Pfarr­ver­bands­an­ge­hö­ri­ge aus fast allen Alters­grup­pen gefolgt.

"Was bringt mir das?"

Dom­de­kan Hans Bau­ern­feind stell­te zunächst fest, dass es bei der Visi­ta­ti­on haupt­säch­lich um The­men geht, die den Pfarr­ver­band betref­fen — nicht die Welt­kir­che. In uns allen, die wir getauft sind, wirkt der Hei­li­ge Geist. Zusam­men mit der Mode­ra­to­rin und dem Visi­ta­ti­ons­se­kre­tär wol­le Hans Bau­ern­feind den Pfarr­ver­band, in dem es grund­sätz­lich schon gut lau­fe, auf einem neu­en Weg, einem Weg der Erneue­rung, beglei­ten. Wir erle­ben tief­grei­fen­de Ver­än­de­run­gen in der Gesell­schaft. Einen gro­ßen Trend zur Indi­vi­dua­li­sie­rung“, so der Visi­ta­tor. Oft wird gefragt: Und was bringt mir das?“ oder fest­ge­stellt: Das geht mich gar nix an!“.

Wir brauchen uns gegenseitig

Dabei hat z. B. das Ehren­amt einen öko­no­mi­schen Aspekt: Wenn man etwas tun mag und es auch tut, ver­än­dert es die Welt. Mit ande­ren soli­da­risch zu sein, heißt auch, eins mit Gott zu sein. Da wir Ver­ant­wor­tung tra­gen, muss es in einem gewis­sen Maß auch Pro­fes­sio­na­li­sie­rung geben, z. B. was den Daten­schutz und die Steu­ern betrifft. Die Digi­ta­li­sie­rung bewegt die Kir­che. Wir brau­chen uns gegen­sei­tig. Die Her­aus­for­de­run­gen sind groß. Aber mitt­ler­wei­le kann auch der Dom­de­kan an Video­kon­fe­ren­zen teil­neh­men. Wer­den durch die neu­en Kom­mu­ni­ka­ti­ons­we­ge Men­schen aber auch aus­ge­schlos­sen, weil ma nim­ma mit­kimmt“? Wird Tech­nik miß­braucht (Stich­wort Hass­bot­schaft und Dark­net)? Jeden­falls bedarf es gegen­sei­ti­ger Unter­stüt­zung und eines ver­nünf­ti­gen Umgangs mit der Digitalisierung.

Der Mangel nimmt zu – Missbrauch, Personalmangel, Austritte

Bekann­te Model­le grei­fen nicht mehr. Die Eltern tau­fen ihre Kin­der, die Kin­der wach­sen in einem gläu­bi­gen Eltern- und Groß­el­tern­haus auf, es gibt die eine oder ande­re Glau­bens­kri­se des Jugend­li­chen oder jun­gen Erwach­se­nen, aber dann fin­det man wie­der zum fes­ten Glau­ben. Das alles war ein­mal bzw. ist jetzt der Aus­nah­me­fall.
Die Zah­len der Mit­fei­ern­den neh­men ab, der Man­gel nimmt zu, auch der Per­so­nal­man­gel, die Kir­che über­al­tert. Es berei­tet gro­ße Pro­ble­me, Jugend­li­che anzusprechen.

Und der Ober­ham­mer“, das Unfass­ba­re, das, was man nie zu den­ken gewagt hät­te, ist Rea­li­tät: der Miss­brauch. Das Bis­tum Pas­sau ist enga­giert in der Auf­ar­bei­tung der Miss­brauchs­fäl­le, aber auch in der Prä­ven­ti­on. Prä­ven­ti­ons­schu­lun­gen und erwei­te­re poli­zei­li­che Füh­rungs­zeug­nis­se sind Pflicht. Die Staats­an­walt­schaft wird sofort ein­ge­schal­tet, wenn ein Fall zuta­ge tritt. Es gibt eine Auf­ar­bei­tungs­kom­mis­si­on, die auch von unab­hän­gi­gen Drit­ten beglei­tet wird. Vom Betrof­fe­nen­bei­rat, also von Men­schen, die selbst miss­braucht wor­den sind, wird dem Bis­tum Pas­sau bestä­tigt, dass man dies­be­züg­lich auf einem guten Weg ist. Aber es gibt noch viel zu tun.

Wir haben Chancen

Über den Glau­ben spre­chen ist nicht ein­fach. Haben wir Orte, wo Leu­te hin­ge­hen kön­nen, um ihre reli­giö­sen Bedürf­nis­se zu stil­len? Was kann Kir­che gut?
Wir haben Chan­cen. In unse­rer Diö­ze­se gibt es noch Brauch­tum und leben­di­ges Glau­bens­le­ben. Es gibt enga­gier­te Chris­ten, die Feu­er­wehr mag noch mit der Kir­che zusam­men­ar­bei­ten. Ver­bän­de, Minis­tran­ten, Frau­en­treffs, Chö­re. Das gibt es noch.
Die Men­schen haben Sehn­sucht nach Halt und Sinn. Was kön­nen wir dazu­ge­ben? Unser größ­tes Pfund ist zu wis­sen, wer wir als Chris­ten in der Kir­che sind. Wir Getauf­ten sind auf die Mit­te — Jesus Chris­tus! — hin ori­en­tiert. Er ruft uns zu, auf ihn zu hören und zu ihm zu gehören.

Wer ist Kirche?

Alle, die zu ihm gehö­ren, das ist Kir­che. Und Kir­che ist hei­lig. Zugleich sind wir eine Kir­che der Sün­der. Jesus rich­tet uns auf! Jesus ist unser Fun­da­ment. Er ist kei­ne Idee (wie der Kom­mu­nis­mus und der Kapi­ta­lis­mus). Er ist wahr­haft von den Toten auf­er­stan­den und lebt unter uns. Es ist die vita­le, ech­te, leben­di­ge Mit­te für uns. Er geht mit uns durch das Leben und auch durch den Tod. In der Eucha­ris­tie, sind Jesu Leib und Blut echt gegen­wär­tig.
Brann­te uns nicht das Herz, als er uns den Sinn der Schrift erschloss?“, so frag­ten die Emma­us­jün­ger. Mit ihm — und nur mit ihm — kön­nen wir uns und die Welt erneu­ern. Es braucht auch ein gesun­des Selbst­be­wusst­sein: Kir­che, des sam­ma mia! Wir müs­sen in der Welt auf­fal­len. Die­je­ni­gen, die noch nicht oder nicht mehr zur Kir­che gehö­ren, müs­sen mer­ken, dass es uns gibt.

Gleich­zei­tig wird bewusst, dass wir uns im Bis­tum Pas­sau in einem Pro­zess der Erneue­rung befin­den. Der pas­to­ra­le Raum wird grö­ßer, je weni­ger Per­so­nal da ist. Das birgt aber auch Chan­cen. So sieht man an der Fir­mung ab 16, dass gemein­sa­me Kon­zep­te in einem grö­ße­ren Rah­men auch funk­tio­nie­ren kön­nen. Gele­gent­lich kommt alles, was schon ein­mal war, wie­der — ähn­lich wie bei der Mode.

Jesus erneuert uns

Beson­ders wich­tig ist, Mis­si­on und Auf­trag kon­kret zu for­mu­lie­ren. So heißt es in der Hand­rei­chung zur Visi­ta­ti­ons­klau­sur, die Dr. Bau­ern­feind zusam­men mit Frau Necker­mann-Lipp an alle Anwe­sen­den austeilte: 

Jesus erneu­ert uns — und die Welt. In der Kir­che von Pas­sau sind wir eine fro­he, ein­la­den­de und soli­da­ri­sche Glau­bens­ge­mein­schaft, die aus der Eucha­ris­tie lebt. Wir beken­nen, dass uns in Jesus Chris­tus allein Got­tes Heil geschenkt ist und erken­nen daher drei gro­ße Her­aus­for­de­run­gen für heu­te und mor­gen: Gott um sei­ner selbst wil­len zu lie­ben, Jün­ger­schaft zu leben und den mis­sio­na­ri­schen Ein­satz zu praktizieren.“

Ihre Fragen?

Nach einer klei­nen Pau­se, die zu ange­reg­ten Dis­kus­sio­nen genutzt wor­den ist, waren alle Anwe­sen­den zu einem gemein­sa­men Aus­tausch, den Frau Necker­mann-Lipp sou­ve­rän mode­rier­te, eingeladen.

Die Anwe­sen­den brach­ten unter­schied­li­che Gedan­ken in die Dis­kus­si­ons­run­de ein: Es müs­se mög­li­cher­wei­le lege­rer, locke­rer wer­den. Wie brin­gen wir vor allem Kin­der und jun­ge Leu­te wie­der in die Kir­che? Was hin­dert uns dar­an, in der Gast­wirt­schaft laut ein Tisch­ge­bet zu spre­chen, uns als Chris­ten zu outen? Man müs­se mehr als Pfarr­ver­band den­ken und sich gegen­sei­tig unter­stüt­zen. Wie kann es sein, dass — trotz umfang­rei­cher Bemü­hun­gen, die zur Ver­fü­gung ste­hen­den Infor­ma­ti­ons­ka­nä­le zu nut­zen — selbst die Inter­es­sier­ten nicht wis­sen, was im Pfarr­ver­band alles ange­bo­ten ist?

Was sagt uns Jesus?

Die Visi­ta­ti­on ist ein Besuch, eine Beglei­tung auf einem neu­en Weg, den die Getauf­ten, in denen der Hei­li­ge Geist wirkt, gemein­sam mit ihrer Mit­te (Jesus, ihrem Erlö­ser) gehen, der auch Erneue­rung mit sich brin­gen wird, der Bewe­gung ver­ur­sacht.
So fass­te der Visi­ta­tor den Aus­tausch schließ­lich auf ein paar Kern­fra­gen zusam­men: Wie müs­sen wir uns als Kir­che im Pfarr­ver­band Eichen­dorf mit Jesus auf­stel­len und in Bewe­gung set­zen, um neue For­ma­te zu ent­wi­ckeln? Wie steht es um die Kom­mu­ni­ka­ti­on im Pfarr­ver­band Eichen­dorf? Wis­sen wir von­ein­an­der? Was sagt uns Jesus? Wie kom­men wir vom Ist- in den Soll­zu­stand? Wie wird’s vital? Was heißt für uns Sym­bol der Auf­er­ste­hung“ unter dem Aspekt, dass Jesus uns ruft?

Ganz zum Schluss des Auf­takt- und Pfarr­ver­bands­abends bedank­ten sich Dr. Hans Bau­ern­feind, Bri­git­ta Necker­mann-Lipp und Mar­kus Sturm für die her­vor­ra­gen­de Vor­be­rei­tung und das gute Mit­ein­an­der, bevor Pater Robert Phi­lo­min­raj den Abend mit einem Gebet beschloss.

Einladung zur Visitationsklausur

Bei der Klau­sur am 3. und 4. Febru­ar 2023 im Haus der Begeg­nung in Burg­hau­sen ist dar­über hin­aus Zeit und Raum, sich wei­ter mit den The­men der Visi­ta­ti­on zu beschäf­ti­gen. Auch dazu sind wie­der alle, denen die Zukunft der Kir­che im Pfarr­ver­band Eichen­dorf am Her­zen liegt, herz­lich eingeladen.

Auftaktabend Visitation Foto: UA
Die Hauptamtlichen des Pfarrverbandes mit dem Bischöflichen Visitator: (v.l.) Gertraud Dickgießer, Elisabeth Eibl, Pater Joshy Kanjirathamkunnel, Msgr. Dr. Hans Bauernfeind, Brigitta Neckermann-Lipp, Pater Robert Kennedy Philominraj, Franz Ratzisberger

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