Vorträge

„Große Kirche im kleinen Dorf“

Pfarrverband Eichendorf am 20.06.2023

2023 06 18 Kirche Wirtshaus Haid Exing UA 81

Nachdem der geschäftsführende Bildungsreferent der Katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis Dingolfing-Landau, Stefan Ramoser, das „Laudate omnes gentes“ angestimmt hatte, brachten am Sonntagnachmittag (18. Juni 2023) Mesnerin Johanna Goldbrunner und Kirchenpfleger Hans Schott den zahlreichen Besuchern der Veranstaltungsreihe „Kirche & Wirtshaus“ die Entstehungsgeschichte der Wallfahrtskirche Salvator Mundi und die Legende um das Gotteshaus „auf der Haid“ näher, das am Sonntag nach dem Herz-Jesu-Freitag, also zehn Tage nach Fronleichnam, sein Patrozinium feiert. Die Reihe startete im Landkreis Dingolfing-Landau im Jahr 2003, und bis jetzt haben seither 87 Veranstaltungen stattgefunden und erfreuen sich immer größerer Beliebtheit.

Die Rei­he star­te­te im Land­kreis Din­gol­fing-Land­au im Jahr 2003, und bis jetzt haben seit­her 87 Ver­an­stal­tun­gen statt­ge­fun­den und erfreu­en sich immer grö­ße­rer Beliebt­heit. Seit Jahr­zehn­ten eng mit der Wall­fahrts­kir­che Sal­va­tor Mun­di ver­bun­den, erzähl­ten Johan­na Gold­brun­ner und Hans Schott mit viel Herz­blut Inter­es­san­tes über die gro­ße Kir­che im klei­nen Dorf“.

Die Legende

Die Legen­de besagt, dass der Pries­ter von Kam­mern zu einem Not­fall geru­fen wur­de. Er muss­te nach Wis­sels­dorf, um einem ster­ben­den Bau­ern die letz­te Ölung“ (also das Sakra­ment der Kran­ken­sal­bung) zu spen­den. Ihn beglei­te­te ein Ver­wand­ter. Dabei stol­per­te der Pfar­rer und ver­lor die kon­se­krier­te Hos­tie. Ein Jahr spä­ter fand eine Jagd statt. Die Hun­de der Jäger wichen nicht mehr von einem Holun­der­strauch, unter dem die Jäger die ver­lo­ren­ge­gan­ge­ne Hos­tie fan­den. Genau an die­ser Stel­le wur­de dann die Kir­che von Haid gebaut. Die sei­ner­zei­ti­ge fei­er­li­che Ein­ho­lung des Lei­bes Chris­ti ist auf dem im 17. Jahr­hun­dert ent­stan­de­nen und in den 1980-er Jah­ren restau­rier­ten Wall­fahrts­bild (Öl auf Lein­wand), das im Pres­by­te­ri­um thront, beein­dru­ckend dargestellt.

Zur Baugeschichte

Die eucha­ris­ti­sche Wall­fahrt zum Gna­den­bild des Sal­va­tor Mun­di (also dem Erlö­ser der Welt) geht auf das Jahr 1470 zurück — mit Erbau­ung einer spät­go­ti­schen Kir­che im Jahr 1473. Die heu­ti­ge Kir­che — so, wie man sie schon von Wei­tem sehen kann („De Kircha vo da Hoad, sehgst weit und broad“) — wur­de in den Jah­ren 1720 bis 1730 unter Ver­wen­dung der Bau­sub­stanz der Vor­gän­ger­kir­che erbaut. Bau­meis­ter war Domi­ni­cus Mag­zin, der — unver­kenn­bar an Turm- und Lang­bau­ge­stal­tung — auch die Land­au­er Stadt­pfarr­kir­che St. Mariä Him­mel­fahrt und die Ett­lin­ger Pfarr­kir­che St. Alba­nus erbau­te. Die Fer­tig­stel­lung erfolg­te durch Mau­rer­meis­ter Sebas­ti­an Prel­ler und Zim­me­rer­meis­ter Sebas­ti­an Pre­ger, bei­de aus Land­au a.d.Isar.

Eine Kirche voller Besonderheiten

In der Wall­fahrts­fi­li­al­kir­che Haid selbst gibt es vie­le Beson­der­hei­ten zu ent­de­cken, unter ande­rem einen Dreh-Taber­na­kel mit drei Kam­mern (für Mons­tranz und Zibo­ri­um). Die Auf­satz­bil­der der Sei­ten­al­tä­re zei­gen die Hl. Cäci­lia und den Hl. Fran­zis­kus mit Stig­ma­ta. Eine schö­ne Rosen­kranz­ma­don­na (Madon­na Ser­pen­ti­na­ta) aus dem 18. Jahr­hun­dert — der Zeit der schö­nen Madon­nen — ziert die rech­te Sei­te des Kir­chen­in­ne­ren. Die in der Kir­che ange­brach­ten Votiv­ta­feln bezeu­gen seit dem 19. Jahr­hun­dert eine Wall­fahrt zur Gottesmutter.

Die Pietá aus Ganackersberg

Die Kan­zel auf der lin­ken Sei­te wur­de 1953 neu mar­mo­riert und zeigt die Evan­ge­lis­ten Mat­thä­us (mit Engel), Mar­kus (mit Löwe), Lukas (mit Stier) und Johan­nes (mit Adler) sowie den Apos­tel Pau­lus und auf dem Schall­de­ckel den guten Hir­ten, des­sen Dar­stel­lung in ande­ren Kir­chen nicht oft zu fin­den ist.
Bei der letz­ten Reno­vie­rung wur­de unter dem Trep­pen­auf­gang eine Nische frei­ge­legt. Dort fand die höl­zer­ne Pie­tá ihren Platz. Die­se Figur ist sehr alt — sie stammt aus der Zeit um 1430 bis 1440. Sie gehört eigent­lich in die Kir­che von Gana­ckers­berg. Da sie dort jedoch wegen zu hoher Feuch­tig­keit und auch auf­grund Dieb­stahl­ge­fahr nicht auf­ge­stellt wer­den kann, kommt sie in Haid hin­ter einem kunst­vol­len schmie­de­ei­ser­nen Git­ter rich­tig zur Geltung.

Ein „Schlupf“ unter dem Hochaltar

Eine gro­ße Beson­der­heit in der Wall­fahrts­kir­che ist auch der Schlupf“. Bei den Vor­be­rei­tun­gen zur Reno­vie­rung wur­de im Okto­ber 2006 unter dem Hoch­al­tar eine Öff­nung ent­deckt. Die Öff­nung galt als Stel­le, an der der ein­gangs genann­te Hol­ler­busch stand. Lei­der, so erzähl­te Mes­ne­rin Johan­na Gold­brun­ner, lässt sich nicht mehr fest­stel­len, wel­chen Zweck die­ser Schlupf — wie er bezeich­net wird — hat­te. Auf eini­gen Fotos konn­ten die Besu­cher anschlie­ßend unter ande­rem die Fund­stü­cke (alte Ton­scher­ben, Mün­zen etc.) begut­ach­ten, die durch Kreis­hei­mat­pfle­ger Krei­ner und sei­nen Mit­ar­bei­ter, Herrn Hahn, dort aus­ge­gra­ben wurden.

Kirchturmuhr wird täglich von Hand aufgezogen

Eine wei­te­re Beson­der­heit — und (neben dem gro­ßen Kir­chen­schlüs­sel) der gan­ze Stolz der Mes­ne­rin — ist die alte Turm­uhr. 1916 ange­schafft wird sie seit über 25 Jah­ren täg­lich zuver­läs­sig von Johan­na Gold­brun­ner auf­ge­zo­gen. Turm­uh­ren, die hän­disch auf­ge­zo­gen wer­den müs­sen, gibt es im gan­zen Bis­tum Pas­sau — neben Haid — nur noch in zwei wei­te­ren Kirchen.

Höchster Punkt des Altlandkreises

Die bei­den Refe­ren­ten luden alle Anwe­sen­den recht herz­lich ein, sich bei Gele­gen­heit Zeit zu einer Besich­ti­gung des Tur­mes zu neh­men, auf dem sich zwei alte Ver­mes­sungs­punk­te befin­den. Schließ­lich ist die Kir­che auf da Hoad“ der höchs­te Punkt des Alt­land­krei­ses Land­au a.d.Isar. Auf einer Höhe von 425 Metern über Mee­res­hö­he ragt der 42,5 Meter hohe Turm in den Him­mel und bie­tet eine erstaun­li­che Aus­sicht, vor allem in den Baye­ri­schen Wald. Von Alders­bach bis hin zum Bogen­berg und weit über den Gäu­bo­den hin­aus las­sen sich rund­um sehr vie­le ande­re Kirch­tür­me erbli­cken (man spricht von um die 40 Stück).

Zur Geschichte der Haider Kirchengemeinde

Seit cir­ca 1880 ist die Hai­der Kir­che Haupt­kir­che für die Bevöl­ke­rung von Haid, Wis­sels­dorf, Gana­ckers­berg und Tei­le von Heim­hart. Vor­her war die Kir­che von Gana­ckers­berg die Haupt­kir­che mit Fried­hof, auch die­ser wur­de dann nach Haid ver­legt und am 24. März 1887 ein­ge­weiht. Die Grab­ta­fel der Vik­to­ria Zwin­ger aus Wis­sels­dorf, die als ers­te hier beer­digt wur­de, wird hin­ter dem Hoch­al­tar auf­be­wahrt.
Das Hai­der Got­tes­haus war bis 1974 Fili­al­kir­che von Kam­mern. Als der dama­li­ge Pfar­rer Stup­ka ver­starb, trenn­te sich die Pfar­rei ab. Durch die damals lau­fen­de Gebiets­re­form wur­de beschlos­sen, die Kammin­ger mit Hil­gers­dorf, Rufen­berg, Schlüp­fing, Sil­bers­ber­ger und Wim­per­sing in Eigen­stän­dig­keit in den Pfarr­ver­band Land­au a.d.Isar ein­zu­glie­dern. Die Pfar­rei Haid schloss sich dem Pfarr­ver­band Eichen­dorf an, zu dem sie auch heu­te noch gehört — wenn auch seit eini­gen Jah­ren als so genann­te Filiale.

Kirchenglocken und Renovierung

Im Jah­re 1980 seg­ne­te Mon­si­gno­re Josef Pau­lus Demm­ler die neue Kir­chen­glo­cke. Dem dama­li­gen Orga­nis­ten Max Balk war auf­ge­fal­len, dass mit der alten, aus dem Jah­re 1756 stam­men­den Glo­cke etwas nicht stim­men konn­te, wor­auf­hin eine Unter­su­chung statt­fand, die der alten Glo­cke, die dann mit ihren 323 kg im hin­te­ren Bereich des Lang­hau­ses ihren neu­en Platz gefun­den hat, einen Sprung attes­tier­te. Die bei­den klei­ne­ren Glo­cken stam­men aus dem Jahr 1473 und brin­gen 224 kg bzw. 75 kg auf die Waa­ge.
Im Lau­fe der Zeit wur­de das Got­tes­haus immer wie­der reno­viert. Zuletzt in den Jah­ren 2000 bis 2012. Dabei erhielt die Fili­al­kir­chen­stif­tung Haid vor allem von der Bra­men­kamp Stif­tung in Land­au a.d.Isar gro­ße finan­zi­el­le Unter­stüt­zung. Exem­pla­risch dafür steht die Figur des Sal­va­tor Mun­di, die auf dem Taber­na­kel ihren fes­ten Platz hat und im 15. Jahr­hun­dert — aus der Zeit der Spät­go­tik — stammt, spä­ter (zwi­schen 1612 und 1772 — zu erken­nen an dem Fal­ten­wurf) baro­cki­siert und schließ­lich im Jah­re 2010 von Flo­ri­an Hilz restau­riert wurde.

Wiederbelebung der Wallfahrt

Wäh­rend der Amts­zei­ten des dama­li­gen Bischofs Wil­helm Schraml (wel­cher die Haid gleich drei­mal besuch­te und am 17. Juni 2012 den Altar, der eine Reli­quie des Hei­li­gen Bru­der Kon­rad beher­bergt, weih­te) und des vor­ma­li­gen Orts­pfar­rers Adolf Mar­tin Ort­mei­er wur­de die Wall­fahrt in Haid wie­der­be­lebt. Jeden letz­ten Don­ners­tag im Monat fin­det ein Wall­fahrts­got­tes­dienst statt. An einem Don­ners­tag des­halb, weil am Grün­don­ners­tag auch das letz­te Abend­mahl statt­ge­fun­den hat. Seit Jahr­hun­der­ten wird schon auf die Haid gepil­gert. Die Wall­fahr­ten der Pfar­rei­en Exing und Kam­mern zum Sal­va­tor Mun­di und zur Got­tes­mut­ter haben wei­ter­hin eine fes­te Tra­di­ti­on.
Seit eini­gen Jah­ren wer­den auch Pil­ger­füh­run­gen ange­bo­ten. Sie füh­ren von Haid nach Wal­lers­dorf, von Eichen­dorf nach Haid, rund um Haid (Meis­tern­thal, Wil­deneck, Heim­hart, Gana­ckers­berg) und wer­den von der Bevöl­ke­rung gut angenommen.

„Lied von Haid“

Nach den aus­führ­li­chen Erzäh­lun­gen des Kir­chen­pfle­gers und der Mes­ne­rin, brach­ten bei­de den Besu­chern die Geschich­te der Heil­quel­le“ näher, die zusam­men mit der Wall­fahrts­kir­che und der Fili­al­kir­che Gana­ckers­berg ein reli­giö­ses Drei­eck“ bil­det. Danach san­gen Johan­na Gold­brun­ner und Ursu­la Glas­hau­ser das Lied von Haid“. Die begna­de­te Musi­ke­rin Ursu­la Glas­hau­ser tex­te­te und ver­ton­te die­ses Lied über die Ent­ste­hung der Wall­fahrts­kir­che in dem klei­nen Dorf mit inzwi­schen 18 Häu­sern. Abschlie­ßend spen­de­te Pater Jos­hy — nach­dem er die Anwe­sen­den ein­lud, gemein­sam mit ihm das Vater­un­ser und ein Ave Maria zu beten — den Segen.

Von der Kirche ins Wirtshaus

Ste­fan Ramo­ser von der KEB im Land­kreis Din­gol­fing-Land­au und Bir­git Scholz vom Land­kreis­tou­ris­mus dank­ten den Refe­ren­ten, Ursu­la Glas­hau­ser und Pater Jos­hy und luden alle Teil­neh­mer in das tra­di­ti­ons­rei­che Gast­haus Zum Alten Brau­haus“ nach Exing ein. Denn Kir­chen und Wirts­häu­ser sei­en Begeg­nungs­stät­ten, in denen sich das Leben der Men­schen wider­spie­gelt, und sie sei­en untrenn­bar mit­ein­an­der ver­bun­den. In der vol­len Gast­stu­be wuss­te Johann Fle­xe­der nicht nur vie­le Anek­do­ten über das Wirts­haus zu erzäh­len, auch über Exing selbst, den ansäs­si­gen Adel, die Grün­dung der Frei­wil­li­gen Feu­er­wehr im Jahr 1876 und den Som­mer­kel­ler konn­te er höchst kurz­wei­lig viel Inter­es­san­tes berich­ten.
1915 kauf­ten die Urgroß­el­tern von Johann Fle­xe­der, Maria und Anton Fle­xe­der, das Wirts­haus das seit 1693 als Wirts- und Brau­haus geführt wur­de. Seit 2020 ist es im Besitz von San­dra Fle­xe­der und somit seit vier Gene­ra­tio­nen im Familienbesitz.

Traditionsreiche Gaststätte

In frü­he­ren Zei­ten fan­den im soge­nann­ten Som­mer­kel­ler regel­mä­ßig Ver­an­stal­tun­gen statt, teils mit Feu­er­werk, wie eine Zei­tungs­an­zei­ge aus dem Jahr 1861 zeig­te. Eine wei­te­re Anzei­ge aus dem Jahr 1869 lud zum Pfer­de­schlit­ten­ren­nen nach Exing ein. Abschlie­ßend berich­te­te der Refe­rent über eine beson­de­re Exin­ger Per­sön­lich­keit: Toni Sulz­böck. 1922 im Wirts- und Brau­haus gebo­ren, wur­de der begna­de­te Zither­spie­ler Kom­po­nist und Pro­du­zent. Unter ande­rem kom­po­nier­te Sulz­böck, der 1994 in Mün­chen ver­starb, Lie­der für Maria und Mar­got Hell­wig, Mari­an­ne und Micha­el und Karl Moik.
Im Anschluss an die Brot­zeit-Pol­ka“ und dem Lied Es muss ein Sonn­tag g´wesn sei“ (jeweils kom­po­niert von Toni Sulz­böck) fand der Ver­an­stal­tungs­tag des KEB und des Land­rats­am­tes Din­gol­fing-Land­au Fach­be­reich Tou­ris­mus sei­nen krö­nen­den Abschluss.

Die nächste Veranstaltung...

Die nächs­te und letz­te Ver­an­stal­tung Kir­che & Wirts­haus“ in die­sem Jahr fin­det am Sonn­tag, den 30. Juli 2023, in Nie­der­vieh­bach statt. Hier ist um 16.00 Uhr Treff­punkt in der Pfarr­kir­che Mariä Him­mel­fahrt, und anschlie­ßend geht es in den Gast­hof Zum Bin­der­bräu“. Die Ver­an­stal­tung wird ca. 2 Stun­den dau­ern, auch dafür ist eine Anmel­dung nicht notwendig.

Fotos und Bericht: Ulrich Altmann

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