Ist der Aschermittwoch nicht eine riesige Spaßbremse? Gerade noch ausgelassene Faschingsstimmung und jetzt „Asche aufs Haupt“? Es scheint manchmal, als müsse man in der Fastenzeit auf alles Schöne und die Freude im Leben verzichten? Aber ist das wirklich so?
Sicher kennen Sie die Tradition, dass beim Aschermittwochsgottesdienst den Gläubigen Asche auf den Kopf gestreut wird. Dazu werden oft die Worte Jesu gesprochen: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ Im griechischen Originaltext steht für „Kehrt um“ das Wort metanoeite. Gemeint ist damit sogar noch mehr als eine Umkehr, es geht um ein Umdenken, eine wirkliche Sinnesänderung.
Sich ändern – nicht immer einfach
Im Grunde ein faszinierender Gedanke: Ganz anders zu sein, als man ist – genau so sein, wie man es eigentlich für richtig hält. Wir alle wissen, dass das keineswegs einfach ist. An jedem Aschermittwoch aber feiern wir, dass Gott uns genau das zutraut, was wir uns vielleicht selber nicht ganz zutrauen: Jeder von uns kann sich ändern – zum Guten hin.
Mit DeMUT in die Fastenzeit gehen
Eine Haltung, die beim „Umdenken“, beim „Ändern“ helfen kann, ist die Demut. Ein demütiger Mensch ist keiner, der buckelt, keiner sich selbst klein macht, keiner, der sich nichts zutraut. Vielmehr ist er ein Mensch mit De-MUT. Mut zum Dienen, Mut zur eigenen Wahrheit, Mut, die eigene Begrenztheit anzunehmen, Mut, die eigenen Fehler einzugestehen, Mut, sich selbst trotzdem Gutes zuzutrauen, Mut, Gott als höhere Macht anzuerkennen, Mut, ihm zu vertrauen.
Das Mehr unserer Wahrnehmung
Konkret heißt Demut für uns als Glaubende: Akzeptiere, dass die Wirklichkeit stets mehr ist als du siehst, hörst und erkennst! Eine solche Haltung kann auch entlastend sein. Wer an Gott glaubt, kann Ewigkeitsaussagen und Endgültigkeiten kategorisch verweigern. Er braucht sich kein letztgültiges Urteil über sein Leben oder das Leben anderer bilden, weil er sich eines Jenseits der eigenen Wirklichkeitsauffassung bewusst ist.
Demut – aber wie?
Die folgenden drei Punkte können Ihnen helfen, in der vor uns liegenden Fastenzeit aus dieser Haltung heraus zu leben:
- Üben Sie sich darin, zu respektieren, dass die Wirklichkeit stets mehr ist als wir erkennen.
- Machen Sie sich immer wieder bewusst, dass Ihr Gegenüber mehr ist als sein Beruf, sein Aussehen oder seine Meinung.
- Vertrauen Sie alles, was nicht in Ihrer Macht steht, Gott an.
Der Beginn einer tiefen Freude
Wer diese Challenge annimmt, für den kann die Fastenzeit zu einem Neuanfang werden. Denn wer demütig durchs Leben geht, der sieht die Welt mit anderen Augen. Er entwickelt einen Blick für das Schöne und Gute. Und letztlich entdeckt er auch sich selbst von Neuem. Der Aschermittwoch ist dann nicht die Spaßbremse – im Gegenteil: Er ist der Beginn einer wahren und tiefen Freude. (LS)