Gottesdienst

Vom richtigen Verständnis von Macht und Autorität

Pfarrverband Eichendorf am 06.11.2023

2023 11 05 Professor Theo Seidl Go Die Eichendorf 18

Am vergangenen Sonntag (5. November 2023) feierte Professor em. Dr. Theo Seidl in der Pfarrkirche St. Martin die Heilige Messe. Professor Seidl, der jedes Jahr um Allerheiligen und Allerseelen seine hiesige Verwandtschaft und die Gräber seiner verstorbenen Angehörigen besucht, wurde vor dem Sonntagsgottesdienst von Pfarreisprecher Matthias Maier sowie Mesner Hans Held herzlich willkommen geheißen.

Gleich nach der Eröff­nung des Got­tes­diens­tes brach­te Pro­fes­sor Seidl sei­ne Freu­de dar­über zum Aus­druck, wie­der mit den Eichen­dor­fern Got­tes­dienst fei­ern zu dür­fen. Nach der alt­tes­ta­ment­li­chen Lesung aus dem Buch Eze­chi­el, die Lek­tor Mat­thi­as Mai­er vor­trug, ver­kün­de­te Pro­fes­sor Seidl das Mat­thä­us­evan­ge­li­um. In sei­ner Pre­digt leg­te der Geist­li­che, der lang­jäh­ri­ger Inha­ber des Lehr­stuhls für Altes Tes­ta­ment und biblisch-ori­en­ta­li­sche Spra­chen an der Uni­ver­si­tät Würz­burg war, den anwe­sen­den Gläu­bi­gen die Fro­he Bot­schaft aus.

Bei der Bibelauslegung muss der Kontext betrachtet werden

Dabei sei Vor­sicht gebo­ten, so Seidl: All zu schnell kön­ne man die­sen Teil des Evan­ge­li­ums anti­jü­disch und ein­sei­tig pro­christ­lich ver­ste­hen oder gar die christ­li­che Über­le­gen­heit über die jüdi­sche Reli­gi­on davon ablei­ten. Dar­um stell­te Pro­fes­sor Seidl vor­ab eini­ges klar, um Miss­ver­ständ­nis­sen vor­zu­beu­gen. Etwa den Umstand, dass sich die­se Rede Jesu nicht an die Pha­ri­sä­er und Schrift­ge­lehr­ten, son­dern an das Volk und sei­ne Jün­ger“ rich­te; sie sei­en die Adres­sa­ten. Es gehe also um For­mung, Prä­gung und Ver­än­de­rung der Jesus­jün­ger, sei­ner Anhän­ger, nicht um eine Schelt­re­de gegen die jüdi­schen Reli­gi­ons­füh­rer. Dabei kämen zuge­ge­be­ner­ma­ßen die Pha­ri­sä­er, die nach der Zer­stö­rung des Jeru­sa­le­mer Tem­pels (70 n.Chr.) die ein­zig ver­blie­be­ne jüdi­sche Reli­gi­ons­par­tei waren und (anders als die Sad­du­zä­er, die frü­he­re zwei­te jüdi­sche Reli­gi­ons­par­tei) in ihrem reli­giö­sen Den­ken Jesus sehr nahe stan­den, schlecht weg. Hier aber wür­den die Pha­ri­sä­er als Reprä­sen­tan­ten des ver­blie­be­nen Juden­tums behan­delt. Das The­ma die­ses Evan­ge­li­ums sei also nicht Pole­mik gegen das Juden­tum, son­dern das rich­ti­ge Ver­ständ­nis von Macht und Auto­ri­tät, das rich­ti­ge Ver­hal­ten von Vor­ge­setz­ten und das Ver­hält­nis oder das Zusam­men­spiel von Auto­ri­tät und Gemein­de­mit­glie­dern. Das Evan­ge­li­um stel­le dem Zerr­bild von Auto­ri­tät das Ide­al­bild von Auto­ri­tät gegenüber.

Autorität im Sinne Jesu

So kön­ne dem Evan­ge­li­um posi­tiv ent­nom­men wer­den, was Auto­ri­tät im Sin­ne Jesu aus­zeich­nen soll:
Ech­te Auto­ri­tä­ten wür­den durch ihr Vor­bild wir­ken, dadurch, dass sie vor­le­ben, wovon sie über­zeugt sind, dass sie ihr Reden und ihre Über­zeu­gung auch im Tun und Han­deln bewäh­ren. Zudem sol­le eine Auto­ri­tät nicht die eige­ne Per­son, das eige­ne Anse­hen, den eige­nen Vor­teil ins Zen­trum rücken, son­dern immer die Sache, die Inhal­te, die Zie­le und Idea­le eines Gemein­we­sens. In der reli­giö­sen Gemein­schaft sol­le es also nie um die eige­ne Ehre gehen, son­dern um die Ehre Got­tes, nicht um die eige­nen Wor­te und die eige­ne Leh­re, son­dern um das Wort Jesu; nur einer ist euer Leh­rer: Chris­tus.“ Die wah­re Auto­ri­tät in der christ­li­chen Gemein­de tue gut dar­an, die eige­ne Per­son aus dem Zen­trum zu rücken und sich mit der Gemein­de auf den Weg zu machen, um die Bot­schaft Jesu, sei­ne Idea­le, das Reich Got­tes zu verwirklichen.

Unterscheidung zwischen Amt und Person

Außer­dem sei sich wah­re Auto­ri­tät immer bewusst, dass sie trotz Amt, Wür­de und hohem Rang ein schwa­cher, auch fehl­ba­rer und ver­sa­gen­der Mensch bleibt. Es käme nicht von unge­fähr, dass der letz­te Satz des Sonn­tags­evan­ge­li­ums die tie­fe Lebens­er­fah­rung fest­hält: Wer sich selbst erhöht, wird ernied­rigt“. Jeder kön­ne schei­tern und tief fal­len. Schließ­lich sei die Leit­ma­xi­me guter Auto­ri­tät das Die­nen: Der Größ­te unter euch soll der Die­ner aller sein.“ Die­nen (dia­kon­ein) hei­ße nach dem Evan­ge­li­um: Sei­ne eige­ne Per­son und sei­ne eige­nen Inter­es­sen zurück­stel­len kön­nen; viel inves­tie­ren, dass ande­re eine höhe­re Lebens­qua­li­tät erfah­ren, Zutrau­en zum Leben gewin­nen das Leben als sinn­voll erfahren.

Nach dem Cre­do und den Für­bit­ten zele­brier­te Pro­fes­sor Seidl zusam­men mit den Anwe­sen­den Eucha­ris­tie. Die musi­ka­li­sche Gestal­tung des Sonn­tags­got­tes­diens­tes über­nahm Orga­nis­tin Lydia Schropp. Die Eichen­dor­fer freu­en sich schon, den sym­pa­thi­schen Geist­li­chen auch im kom­men­den Jahr wie­der in ihrer Mit­te begrü­ßen zu dürfen.

Bericht und Foto: Ste­pha­nie Altmann

Zur Person:

Pro­fes­sor em. Dr. Theo Seidl wur­de 1945 in Mün­chen gebo­ren. Nach dem Abitur 1964 stu­dier­te er dort bis 1969 Phi­lo­so­phie und Theo­lo­gie. 1975 wur­de er in der Lan­des­haupt­stadt zum Dok­tor der Theo­lo­gie pro­mo­viert. Am 29. Juni 1975 emp­fing er in Frei­sing die Pries­ter­wei­he. 1976 über­nahm Seidl an der Katho­lisch-Theo­lo­gi­schen Fakul­tät Mün­chen eine Assis­ten­ten­stel­le am Lehr­stuhl für Altes Tes­ta­ment. 1982 habi­li­tier­te er sich für das Fach Alt­tes­ta­ment­li­che Ein­lei­tung und Exege­se und biblisch-ori­en­ta­li­sche Spra­chen“. Nach vier Jah­ren als Pri­vat­do­zent in Mün­chen wur­de Seidl 1986 Pro­fes­sor an der dor­ti­gen Uni­ver­si­tät. Von 1991 bis zu sei­ner Eme­ri­tie­rung im Jahr 2010 war er Inha­ber des Lehr­stuhls für Altes Tes­ta­ment und biblisch-ori­en­ta­li­sche Spra­chen an der Katho­lisch-Theo­lo­gi­schen Fakul­tät der Uni­ver­si­tät Würz­burg. Außer­dem half er unter ande­rem in Veits­höch­heim in der Seel­sor­ge mit. Sei­nen Ruhe­stand ver­bringt Seidl in Sche­yern (Erz­bis­tum Mün­chen und Frei­sing), wo er auch den Bibel­kreis leitet.

(Quel­len: Pres­se­stel­le des Bis­tums Würz­burg / Inter­net­sei­ten der Soli­dar­pfar­rei­en Scheyern)

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