Am vergangenen Freitag, 24. Februar 2023, war es genau ein Jahr her, dass Kremlchef Wladimir Putin mit seinen Streitkräften, unterstützt von pro-russischen Separatisten, die Ukraine überfallen und damit den größten Krieg in Europa seit 1945 begonnen hat. Bereits im März 2014 hatte Russland rechtswidrig die Halbinsel Krim annektiert und pro-russische Separatisten im Osten der Ukraine unterstützt. Die Gebiete Donezk und Luhansk in der Donbass-Region erklärten sich damals in einem umstrittenen Referendum zu unabhängigen Volksrepubliken. Noch im gleichen Jahr bzw. 2015 wurden unter Vermittlung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), Deutschlands und Frankreichs die Minsker Abkommen (Minsk I und Minsk II) unterzeichnet. Die darin vereinbarte Waffenruhe hielt aber nicht lange und die Kämpfe gingen weiter. Ein Teil der Ostukraine wurde fortan von Separatisten und ein Teil von der ukrainischen Regierung kontrolliert.
Im Februar 2022 erkennt Russland die Unabhängigkeit der selbsternannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk an.
Als dann am 24. Februar 2022 russische Truppen in die Ukraine einmarschieren und einen Krieg beginnen, folgt die massive Zerstörung von Städten; es gibt zahlreiche Hinweise auf Kriegsverbrechen und die größte Fluchtbewegung in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg hat begonnen.
Gebet um Frieden und Bekehrung
So kamen auch zwei Frauen und ein Mädchen, die aus der Ukraine fliehen mussten, nach Niederbayern. Sie wohnen nun im vormaligen Schullandheim bei der Familie Einhellig in Eichenberg und haben dort Ihre Zuflucht gefunden.
Viele Menschen fragen sich, was man gegen den Krieg in der Ukraine unternehmen kann, gegen die mehr als 200 anderen gewaltsamen Krisen bzw. begrenzten und voll eskalierten Kriege weltweit. Für viele Menschen ist neben der Unterstützung der unmittelbar vom Krieg Betroffenen das Gebet um Frieden und Bekehrung besonders wichtig.
Psalm 23 in ukrainisch und deutsch gebetet
So trafen sich am Abend des 1. Jahrestages der russischen Invasion Gläubige aus dem ganzen Pfarrverband Eichendorf, um miteinander in der Dornacher Pfarrkirche St. Laurentius für den Frieden zu beten. Pater Robert Philominraj setzte zum Beginn der Andacht das Allerheiligste aus. Vor dem Volksaltar waren Tücher in den ukrainischen Landesfarben samt einer Friedenstaube aus Papier, flankiert von brennenden Teelichtern, ausgelegt worden. In der Gegenwart Christi sprach der Geistliche in seiner Statio über den Krieg und den Frieden und lud dazu ein, mit den beiden Frauen aus der Ukraine den Psalm 23 (vom guten Hirten) abwechselnd in ihrer Landessprache und in deutscher Sprache zu beten. In den Kyrierufen und anschließend bei der Schriftlesung, den Fürbitten und der Reflexion, bei denen die Lektorinnen Beate Kirschner-Schraufnagl und Daniela Stangl Pater Robert unterstützten, war der Frieden das zentrale Thema. Gemeinsam beteten die Gläubigen sowohl für die Opfer als auch für die Täter und riefen Gott um seine Hilfe an.
Abschluss im Zeichen der Hoffnung
Die stimmige musikalische Gestaltung der Andacht übernahmen der Kinder- und Jugendchor mit Christiane Aigner an Orgel und Klavier gemeinsam mit dem Dornacher Kirchenchor. Nachdem Pater Robert das Allerheiligste im Anschluss an das „Tantum Ergo“ wieder eingesetzt hatte, bedankte sich Sebastian Albert bei allen, die bei der Vorbereitung und Gestaltung der Friedensandacht mitgewirkt hatten. Großer Dank galt insbesondere Inna Remberger, die von ihrer Muttersprache in die deutsche Sprache und umgekehrt übersetzte. Der Schriftführer des Gesamt-Pfarrgemeinderates gab zum Schluss seiner Hoffnung darüber Ausdruck, dass der Krieg in der Ukraine bald beendet würde und deshalb im nächsten Jahr die Friedensandacht zum 1. Jahrestag des Kriegsendes gefeiert werden könnte. (UA)