An Allerheiligen und Allerseelen ist der Friedhof der zentrale Ort des Gedenkens an verstorbene Verwandte und Freunde. Welche Bedeutung der Friedhof für uns haben kann, darüber machen sich Pfarradministrator Pater Joshy und Gemeindereferentin Gertraud Dickgießer im folgenden Text Gedanken.
Ein Ort, wo Himmel und Erde sich berühren
Der Friedhof ist ein Ort, — so könnte man vielleicht sagen – an dem sich „Himmel und Erde berühren“. Bei vielen Menschen schlägt das Herz hier anders. Die einen wären am liebsten ständig am Grab ihres geliebten Verstorbenen, die anderen können diesen Ort kaum betreten. Hier sammeln sich unzählige Lebensgeschichten, Schicksale, Dramen und frohe Erinnerungen. Hier wird uns bewusst, was wir verloren haben. Hier wird uns auch bewusst, dass unser eigenes Leben eines Tages seinen Kreislauf vollenden wird. Hier am Friedhof sammelt sich so viel Erdenschweres, so viele Tränen und Not – aber auch so viel Himmel, so viel Hoffen und Ahnen auf ein „Mehr“ als dieses Erdenleben.
Ein Ort der Dankbarkeit
Für viele ist der Friedhof sicher auch der Ort der Dankbarkeit. An den Gräbern werden oft die guten Zeiten lebendig, die wir mit unseren Verstorbenen verbracht haben, all das, wofür wir ihnen von Herzen dankbar sind.
„Die Liebe ist stärker als der Tod“ — Ich denke, dass viele Menschen so empfinden, die einen geliebten Menschen auf dem Friedhof beerdigen mussten. Oft werden das Gefühl für den Verstorbenen und die Gedanken an ihn nach dem Tod mehr und stärker als zu Lebzeiten.
Ein Ort der Vergebung
Doch wo Menschen zusammenleben, gibt es nicht nur Liebevolles. So manchem auf dem Friedhof müssen wir vergeben: Leid, das uns der Verstorbene unabsichtlich oder bewusst zugefügt hat, böse Taten, Lüge, Gewalt oder Unrecht. Unseren Frieden finden werden wir nur in der Vergebung. Wahrscheinlich hat jeder von Ihnen noch viele Gedanken und Gefühle zu diesem besonderen Ort. Halten Sie kurz inne, um diesen Gedanken Raum zu geben.
Gebet:
Gott, verlassen hat uns, der zu uns gehörte.
Sei du Halt und Trost im Dunkel unserer Hilflosigkeit
und führe uns aus dem Tal der Tränen.
Bleibe uns nahe im Schmerz
und überlass uns nicht dem Abgrund tiefer Trauer.
Die Einsamkeit ist oft grausam.
Heile die Wunde der Trennung und schenke uns die Nähe guter Menschen, die einfach da sind,
die Fragen und Verbitterung zulassen.
Halte in uns die Erinnerung wach an helle Tage,
an frohe Stunden voller Lachen.
Bewahre uns den Glauben an das Leben hier auf dieser Erde und bei dir. Stärke in uns die Hoffnung, dass wir uns wiedersehen geheilt und voller Freude.
„Seht, ich mache alles neu. Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende.”