Erinnern Sie sich an das Pfingstfest im vergangenen Jahr? Am Abend des Pfingstsonntages 2022 zog ein schweres Unwetter über die Region. Ein gewaltiger Sturm und heftiger Platzregen richteten starken Schaden an, sowohl an Natur und Pflanzen, als auch an Gebäuden. Bäume waren umgestürzt, Dächer beschädigt und Keller voller Wasser. Felder, Wälder und Gärten glichen Schlachtfeldern.
Diese Erinnerungen kommen mir in den Sinn, wenn ich die Lesung vom Pfingstereignis aus der Apostelgeschichte lese. Von einem heftigen Sturm ist dort die Rede und ebenso von Feuerzungen, die sich auf den Jüngern niederlassen. Von beiden Elementen, Feuer und Sturm, gehen enorme Kraft und Macht aus. Der Pfingstsonntag des letzten Jahres hat gezeigt, wie unheimlich und gewaltig ein Sturm sein kann. Feuer ist dagegen nicht weniger angsteinflößend. Vor allem die zunehmende Trockenheit führt immer wieder zu massiven Waldbränden, die ganze Regionen in Kohle und Asche verwandeln. Angesichts dieser Katastrophen stellt sich die Frage, wie Wind und Feuer als Zeichen für den heilsamen Geist Gottes betrachtet werden können.
Der Heilige Geist bewegt und verändert
Egal wie bedrohlich sie auch sein können, Sturm und Feuer haben keineswegs nur negative Auswirkungen. Man denke beispielsweise an die Windkraftanlagen, mit denen Stürme in dringend benötigten Strom umgewandelt werden. Oder an das wärmende Feuer, das im Holzofen lodert und das Haus im Winter gemütlich macht.
In all dem wird deutlich: Feuer und Sturm bewirken etwas. Was sie ergreifen, das verändern sie. Sie lassen nichts an Ort und Stelle. So ist es auch mit dem Heiligen Geist.
Die Jünger fassen neuen Mut
Ein Blick in die Pfingsterzählung zeigt: Der Heilige Geist verändert das Leben der Jünger Jesu nachhaltig. Als sie vom Heiligen Geist erfüllt werden, bleiben sie nicht an Ort und Stelle. Auch innerlich nicht: Sie verharren nicht in Angst und Mutlosigkeit. Sie bleiben nicht zurückgezogen, sondern sie gehen hinaus, fassen neuen Mut und verkünden begeistert die Taten Gottes.
„Ein Funke, kaum zu seh'n, entfacht doch helle Flammen"
Wer sich vom Geist Gottes anstecken lässt, muss damit rechnen, dass sich sein Leben verändert. Denn wenn der Heilige Geist einen Menschen wirklich erfüllt, spiegelt sich das auch im Verhalten zu seinen Mitmenschen wider. Das Lied „Ins Wasser fällt ein Stein“ bringt das treffend auf den Punkt, wenn es heißt: „Ein Funke, kaum zu seh’n, entfacht doch helle Flammen. Wo Gottes große Liebe in einem Menschen brennt, da wird die Welt vom Licht erhellt; da bleibt nichts, was uns trennt.“ Der Heilige Geist kann dieser Funke sein, der das Feuer der Liebe Gottes in unserem Inneren entzündet. Wer aus dieser Liebe heraus dann sein Leben und seine Beziehungen gestaltet, der macht die Welt besser und heller.
Sich vom Geist stören und verändern lassen
Wir haben gesehen, dass die beiden Elemente Feuer und Sturm, die sinnbildlich für den Heiligen Geist stehen, wünschenswerte, aber auch störende Auswirkungen haben können. Auch der Geist Gottes kann durchaus störend in unserem Leben wirksam werden. Er kann unsere Gewohnheiten, unser Denken und unser Handeln stören, wenn Gott keinen Raum in unserem Leben hat. Doch wenn wir genau diese Störung zulassen, kann unser Leben tiefer und zugleich freudiger werden.
Wer sich vom Geist der Unruhe und der Veränderung berühren lässt, bleibt nicht an Ort und Stelle. Er lässt sich stören und verändern. Er lässt die Liebe Gottes in sich Raum einnehmen. Und er lässt diese Liebe nach außen hin spürbar werden. (LS)