Das Geschehen um die Menschenwerdung Gottes hat Menschen schon immer beschäftigt und auch bewegt. So ist es nicht verwunderlich, dass das, was sich - nach langer Vorankündigung - vor mehr als 2000 Jahren von Nazareth ausgehend nach Bethlehem hin mit der Geburt unseres Erlösers ereignet hat und in den Evangelien nach Matthäus und Lukas niedergeschrieben ist, künstlerisch vielfältig umgesetzt und für die Verkündigung der Frohen Botschaft fruchtbar gemacht wurde.
So hat sich im Lauf der Zeit eine schöne Tradition entwickelt: der Krippenbau. Auch in unserem Pfarrverband Eichendorf gibt es eine Vielzahl schöner Krippen zu bewundern. Eine davon ist die vom Eichendorfer akademischen Bildhauer Michael Steinböck (1867−1948) geschaffene Eichendorfer Krippe. Steinböck, der ein echtes Multitalent war, schnitzte für die Pfarrkirche St. Martinus über 300 bis zu 75 cm große Krippenfiguren. Von 122 sind nur noch die teils verschimmelten Köpfe mit Farbabplatzungen erhalten, von zehn Figuren nur noch die Körper. Umso erfreulicher war und ist es, dass sich die Eichendorfer Restauratorin Claudia Salzberger 23 der Figuren des steinböck’schen Krippen-Ensembles angenommen und ihnen zu neuem Glanz verholfen hat.
Viele Helferinnen und Helfer
Auf dem rechten Seitenaltar der Pfarrkirche wird die neue Krippe mit der restaurierten Figurenauswahl seit Dezember 2020 wieder alljährlich in Szene gesetzt. Dass dies möglich war und auch so bleibt, ist vielen fleißigen Helferinnen und Helfern und der Initiative von Hildegard Hagenburger zu verdanken. Hans Baierl schuf die Krippengrundkonstruktion und erledigte dafür alle Schreinerarbeiten. Die Eichendorfer Heimatkünstlerin Ursula Wandinger hat das Hintergrundbild der jetzigen Eichendorfer Krippe gestaltet, die die historische Kulisse, die leider nicht mehr vorhanden ist, ebenbürtig ersetzt.
Figuren wurden neu eingekleidet
Einige der Figuren wurden im Jahre 2020 von Maria Maier und Klara Kirschner geschmackvoll und professionell neu eingekleidet. Um den genau an den Seitenaltar angepassten Unterbau der Krippe ist ein prächtiger Vorhang angebracht, den Hildegard Hagenburger im gleichen Jahr genäht hat. Gemeinsam mit der vormaligen Kirchenpflegerin Franziska Braun aus Heimhart und Ursula Wandinger hat sie die erforderlichen Styroporsteine bemalt und zu einer Mauer zusammengefügt sowie die Krippenüberdachung gestaltet. Der Eichendorfer Kirchenpfleger Albert Steinhuber weiß genau, wo die Krippenkonstruktion „versteckt“ und wie sie aufzubauen ist.
Die Krippe zeigt vier Szenen
Und so trafen er und Hildegard Hagenburger sich am vergangenen Freitagabend (8. Dezember 2023) mit Stephanie Altmann vom Mesnerteam, um die Krippe gemeinsam für die erste Szene vorzubereiten.
Und das sind die einzelnen Szenen:
1. Mariä Verkündigung (nach Lk 1,26−38)
2. Die Herbergssuche Lukas (nach Lk 2,1−7 bzw. Joh 1,11)
3. Die Geburt Jesu und die Verkündigung an die Hirten (nach Mt 1,18−25 bzw. Lk 2,1−18)
4. Die Sterndeuter bzw. Heiligen Drei Könige (nach Mt 2,1−12 bzw. Phil 2,9)
Jung und Alt sind wieder herzlich dazu eingeladen, die Krippe in der Eichendorfer Pfarrkirche zu bestaunen und sich damit auf das Kommen unseres Herrn vorzubereiten.
Geschichte und Geschichten zur Eichendorfer Krippe vor 2020
Im Frühjahr 1983 übernahmen Sepp Hagenburger aus Heimhart und der 1978 aus Polen übergesiedelte Michael Sossnowski (* 1958, + 2003) — beide waren Mitglieder des Pfarrgemeinderates — die Betreuung der Krippe von Franz-Xaver Huber aus Badersdorf, der die Krippenbetreuung von 1955 bis 1983 übernommen hatte. Von 1950 bis 1954 hatte dieses Amt Hans Scharl inne. Auf Anregung von Monsignore Josef Paulus Demmler, der von 1958 bis 1988 Pfarrer in Eichendorf war, mechanisierte Michael Sossnowski die Steinböck-Krippe. Der junge Tüftler ließ sich dabei von Impressionen aus seiner polnischen Heimat inspirieren und setzte dabei einen Teil der steinböck‘schen Figuren geschickt in Szene.
Michael Sossnowski hatte die Krippe mechanisiert
Im Advent 1983 war der Unterbau fertig, so dass in den sechs nacheinander aufgebauten Szenen (Verkündigung, Herbergssuche, Geburt Jesu, Heilig-Drei-König, Flucht nach Ägypten und Leben in Nazareth) das Glöcklein im Glockenturm läuten, das Lagerfeuer flackern, der Schöpfbrunnen laufen, , der Strahlenglanz leuchten, die beiden „Hausln“ das Holz sägen, der Heilige Josef Brennholz hacken und der Jesusknabe in echter Zimmerermanier hobeln konnte. Für den Grundaufbau wurde die KLJB Eichendorf-Pitzling, deren Mitglied Michael Sossnowski Zeit seines Lebens war, eingespannt. Der „Lohn“ für Michael Sossnowski war es, wenn dann in der Zeit vom ersten Adventsonntag bis Lichtmess des Folgejahres die Kirchentüre dauernd ging und die kleinen Besucher „Noch ein Zehnerl!“ von ihren Begleitern erbettelten, weil es halt so schön war, wenn sich im Kripperl etwas rührte.
Krippe musste der Sebastianikapelle weichen
Die 300 bis 400 Deutsche Mark, die Michael Sossnowski mit seinen Helfern von Landjugend und Pfarrgemeinderat durch den Betrieb des mechanisierten Kripperl erwirtschaftete, kamen dem Unterhalt des Kripperls und des Gotteshauses zu Gute. Dort unter der Empore, wo die mechanisierte Krippe bis zur Innenrenovierung der Eichendorfer Pfarrkirche, die im Jahre 2015 begann, ihren Platz hatte, wurde dann die Sebastianikapelle eingebaut. Für kurze Zeit wurde die mechanisierte Krippe dann noch im Besprechungsraum des Pfarrbüros bzw. im Pfarrzentrum aufgebaut, weil in der Pfarrkirche kein Platz mehr für sie war.
Weitere Bilder und viele weitere interessante Informationen rund um die Eichendorfer Krippe, Michael Steinböck und die Fotografen Johann Baptist (Hans) und Anton Steindl finden sich unter folgenden Links:
https://www.unser-vilstal.de/index.php?cat=17&subcat=151
https://www.unser-vilstal.de/index.php?cat=17&subcat=113
https://www.unser-vilstal.de/index.php?cat=17&subcat=149